Mittwoch, 5. September 2012

Die fünfte Etappe - ein Einschub von Wilhelmsburg nach Laaben.

Wilhelmsburg (321m) - Ochsenburger Hütte (594m) - Wald (340m)  - Frahrafeld - Hegerberghütte (655m)  - Stössing (344m) - Hochgschaid (610mLaaben (347m)

4. September 2012. 32 km, 1.040 m Aufstieg, 1030 m Abstieg.


Der Weg führt aus dem Wienerwald, wiederum entlang des Weitwanderweges 04 bzw. des Wienerwaldweges 404, von der Traisen in den Wienerwald. Wie schon erwähnt ist diese Etappe ein Nachtrag, nachdem ich sie mir erst unlängst erspart habe. Aus anreisetechnischen Gründen gehe ich sie verkehrt, also Richtung Wien statt Richtung Eferding.



Hütten-Sanierungs-Programm-Evaluator

Fast hätte ich auf diesem Teilstück einen Mitwanderer gehabt, H. Aber H. hatte gleich zu Beginn Bedenken geäußert - (i) warum gehen wir in einem so großen Bogen, (ii) wann müssen wir aufstehen, (iii) wo können wir zu Mittag essen u.ä. Nebensächlichkeiten.  Schließlich hat er eine unter Zeitdruck fertigzustellende Studie vorgeschützt und seine Begleitung auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Zumindest was die Einnahme des Mittagsmahls betrifft war dies ein Fehler - so dicht wie hier war die Wirtshaus- und ADEG-Kette noch nie.
Hütten-Sanierungs-Programm
Andererseits, er hat sich auch etwas erspart. Ich starte gegen sechs Uhr von Ottakring und reise via St. Pölten nach Wilhelmsburg. Bei meinem ersten Besuch habe ich Kirche und Hauptplatz links liegen gelassen und das war ein Fehler, hier gibt's einige mittelalterlichen Perlen und ein Konsulat der Republique du Tchad. Zu Beginn meiner Etappe besichtige ich dann eher unfreiwillig die Siedlungen entlang der Traisen, weil es mir nicht und nicht gelingt, den Weg zu treffen. Erst nach einiger Zeit werde ich fündig und es geht, durch einen Wilhelmsburger Nobelvorort auf die Galgenberg-Strecke (inkl. alter Richtstätte), von der ich mir erhoffe dass sie mich auf die Ochsenberger Hütte führt. Der Weg führt größtenteils über eine Forststraße und fast bis zur Anhöhe höre ich im Hintergrund das Rauschen des Verkehrs im Traisental. Zu meiner Überraschung ist die Ochsenburger Hütte geöffnet. Beim Eingang hängt ein Schild, dass die Hütte der hiesigen Naturfreunde im Rahmen eines Hütten-Sanierungs-Programms seitens des bmwfj renoviert worden war und ich mache mir Gedanken, ob ich nicht Hütten-Sanierungs-Programm-Evaluator werden sollte. Von da an geht es recht flach weiter, und wäre es nicht so diesig, könnte man wahrscheinlich die Fernsicht nach Norden und Süden genießen.  Der Ausblick ist also vergällt und ich komme, nach kurzer Strecke über Asphalt, über eine Wiese zum Abstieg durch den Kyrnberger Wald. Der Abstieg kann etwas, nasser Lehmboden, schlecht beschildert, man geht durch mannshohe Gestrüpp - nicht die schönste und angenehmste Art zu wandern.


Im Wald einer Fisolensuppe entgegen

Schließlich - Wald - eine Ortschaft, die fürwahr ihren Namen verdient hat. Wald hat ein Schloß und einige Nebengebäude, einen forstwirtschaftlichen Betrieb (nona), eine Bushaltestation mit Landesstraße und einige Einfamilienhäuser. Der Quadratmeter Grund kostet in Wald 50 €. Ob es Einwohner hat, ist unklar. Ich schließe aber aus der Existenz eines großen Feuerwehrhauses und aus dem sehr gepflegten Zustand des nicht mehr ganz frisch renovierten Schlosses bzw. der Gärten, dass man hier nicht abgesiedelt wurde. An einigen Koppeln vorbei geht es weiter wieder den Berg hinauf. Puristen mögen es Hügel nennen, mir war's ein Berg.   
Oben geht's eintlang eines Forstweges weiter zum Abstieg Richtung Frahrafeld. Ab und an hüpfen fingerhutgroße Frösche empört aus ihren Pfützen auf, wenn ich an ihnen vorbei gehe. Vor meinem geistigen Auge erscheint S., die als beherzte Biologin jetzt sicher einen gefangen hätte; aber in diesem Moment hatte ich es nicht so mit dem Bücken.  Frahrafeld hat dankenswerter Weise ein Gasthaus und obgleich als Menü heute Toast und Pizzaschnitte ausgewiesen wäre wird mir Fisolensuppe serviert. Das Gasthaus weist alle Merkmale eines Richtigen Landgasthauses auf: Eine ehrwürdige Schank, eine Glasvitrine, in der früher der Speck und das Geselchte aufbewahrt worden ist, eine Pokalsammlung, einen rustikalen Abtritt. Der freundliche Wirt bespricht mit dem einzigen anderen Gast neben seinem nächsten Bauvorhaben mit der "Siebener Schalung" meinen weiteren Weg. "Aufi auf die Hüttn, a Stund. Waun er guad is. Owi nach Stössing, nu a Stund. Daun aufi noch Gscheid, wieda a Stund. und dann owi, wieder...." Es ist schon ein Uhr, mir wird ganz anders. Ein leicht höhnischer H. erklärt mir fernmündlich, mein letzter Bus aus Laaben startet um sechs Uhr.


Eigentlich habe ich es nicht so mit dem Hügeligen

Spuren landwirtschaftlicher Nutzung
Eigentlich habe ich es nicht so mit dem Hügeligen. Aber hier gibt es so manche davon und es geht nach der ausgezeichneten Suppe wieder die Anhöhe hinauf. Oben erwahrtet mich mein bereits dritter Schilift dieser Reise und die dazugehörige, auch mit dem Auto erreichbare Hegerberghütte (höchste Erhebung im Bezirk Sankt Pölten). Weiter über Asphalt, Mostobst- und Kuhwiesen nach Stössing. Stössing hat alles: Kindergarten, Volksschule, Spielplatz, Reststoffsammelzentrum, ADEG, Glasscherbenviertel und 371 Einwohner, von denen ich eine Person sehe. Steil runter, steil rauf Richtung Hochgschaid. In Hochgschaid dann doch noch eine Begegnung mit zwei lebhaften Hunden, namentlich Asta und Rocky, wie ich aus den immer hysterischer werdenden Schreien der Hundehalterin entnehme. Mit Feuereifer gehe ich den Abstieg nach Laaben an. Dort labe ich mich in der schon einmal aufgesuchten Julius-Meinl-Gedächtnis-Greißlerei, und etwas ermattet reise ich via Eichgraben zurück nach Ottakring.  


Mein Freund M. hat mir, es ist gar nicht so lange her, Bill Bryson's fein erzähltes Buch (A Walk in the Woods) über dessen Wanderung entlang des Appalachian Trail geliehen. Ja, der Appalachian Trail ist ein bisschen weiter als meiner (> 3.000 km) und, nennen wir es naturnäher - so muss ich mir etwa keine Sorgen darüber zu machen, einem Bären zu begegnen. Bryson geht einen Teil des Weges am Stück, einen anderen wieder, so wie ich, in Etappen, in Tagesetappen. Und er weiss was vorzuziehen ist - nämlich am Stück zu gehen, also den Rucksack zu packen und für (mehr als einen Tag) loszuziehen. Daran muss ich während meiner Rückreise nach Wien, allein im Postbus, denken und an Brysons Beschwerden, er würde  zu viele Menschen am Trail treffen. ich kann, obgleich viel näher an der Zivilisation, diese Beschwerde für meinen Weg nicht teilen.

2 Kommentare:

  1. Lieber Z., Du hast noch vergessen zu erwähnen, dass ich an dem Tag spätestens um 17.00 Uhr wieder in Wien sein musste. Meine Frage nach dem Mittagsmahl war daher weniger eine kulinarische als eine logistische. Ich hätte mich nach dem Apfelstrudel und dem Kaffee halt einfach wieder in den Bus nach Wien zurück gesetzt.

    Dass Du dann aber schon um 6.00 Uhr früh unterwegs warst, hat mich im Nachhinein in meiner Entscheidung bestärkt, lieber meine Arbeit fertig zu machen. Wie gehts denn jetzt weiter?

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  2. ja, ich habe dir unrecht getan. sorry, z

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