Thurnharting (337 m) - Kirchberg (357 m) - Aichberg - Forst - Raffelding (268 m) - Taubenbrunn (264 m) - Eferding (271 m)
11 Dezember 2012. 22 km. 363 Höhenmeter
"Nach Moskau! Nach Moskau" rufen die
drei Schwestern. Ich rufe bloß: "Nach Eferding!", aber ich bin ja auch nicht Tschechow.
Was mich mit Tschechow nicht verbindet
Tschechow wäre wahrscheinlich auch nicht gegen vier Uhr früh aus seinem Bett gestiegen, hätte seine sieben Sachen zusammengepackt und wäre niemals zum Westbahnhof gefahren. Ich schon. Auch tendiere ich dazu, meine Zugverbindungen keinesfalls versäumen zu wollen und so bin ich für meinen Zug eher viel zu früh als zu spät. Der erste Zug gen Westen verlässt mit dem neuen Fahrplan Wien erst um halb sechs. Die Reise nach Linz gestaltet sich ereignislos und schlummernd. [Ein kleiner Exkurs. Meine Rückreise am selben Tag nach Wien ist deutlich ereignisreicher. Am Abend, im Großraumabteil, sitzt ein bekannter österreichischer Wirtschaftsführer mir gegenüber. Seine Ämter heute beschränken sich allerdings auf im weitesten Sinne Ehrenämter, schon auf Grund dessen, dass er vor Jahren das Pensionsalter erreicht hat. Er, der Wirtschaftsführer, reist mit seiner Frau, und diese spricht ihn nur in der dritten Person an. "Mag der Captain heute noch über den Weihnachtsmarkt bummeln oder mag er gleich ins Hotel?" "Mag der Captain heute noch seine Schwiegertochter treffen?" Beeindruckend. Ich erzähle meinem Freund P. diese Schnurre, und er meint richtigerweise, dass die Menschen ihre Absurditäten doch besser im Schlafzimmer ausleben sollten, da gelangt man zumindest nicht in Kenntnis davon. Die Geschichte von meinem jungen, katholischen Sitznachbar, der während dieser Fahrt seiner jungen Gattin eine Powerpoint Weihnachtspräsentation (was auch immer das ist) gestaltete, lasse ich hier außen vor]
Aufbruchsstimmung in Thurnharting

Mit der Linzer Lokalbahn geht meine Reise nach Thurnharting. Thurnharting ist ein Vorort von Linz, schon unlängst als im Speckgürtel liegend klassifiziert. Es ist kalt, es ist windig und eisig, und die Wolken am Horizont versprechen Schnee. Gerade ist Biotonnenentlehrung, ich verfolge das Auto des Müllunternehmens
Zellinger und den allgemeinen Aufbruch der Thurnhartinger zur Arbeit. Ein/e OberösterreicherIn, der/die auf sich hält, fährt halt spätestens um Sieben zur Arbeit. Von dieser Aufbruchsstimmung angesteckt blicke ich zurück auf den Sender Ansfelden und ziehe nach Westen. An der Ortsausfahrt ist ein größerer Bauernhof, der Christbäume feilbietet und für die hiesigen EisstockschützInnen eine Bahn aufgespritzt hat. Die Straße, der ich folge braucht nicht aufgespritzt werden um rutschig zu sein, und ich bewundere die KraftfahrerInnen, die beherzt und ohne Ketten mit Richtung Linz an mir vorbei ziehen. Es geht Richtung Kirchberg und das Wetter wird schlechter. Kirchberg, kein Juwel der Dörfer Rund um Linz, erschließt sich mir über die Sportstraße. Die Sportstraße ist, wie der Name schon sagt, gesäumt von Asphlatstock-, Tennis- bzw. Volleyballanlage und die dazugehörigen Stüberln. (Gut so, denn das einzige Gasthaus des Ortes wurde zum Gemeindezentrum umgestaltet.) Über Ortsplatz und Großharter Straße geht es weiter durch Wald und Flur nach Gumpolding, das sich etwa auf höhe von Straßham befindet.
Winter in Axberg
 |
Endlich: Auf der letzten Etappe mein erstes Krone -Schild |
Mittlerweile hat das Schneetreiben voll eingesetzt und macht das Gehen spannend. Grohart, Kleinhart, Ortsteile Axbergs. In Großhart hat sich ein Autobastler niedergelassen, dessen Sammlung sogar via
Google Maps sichtbar ist. Die anderen Großharter werden es ihm wohl danken. Über die Alkovener Straße geht es weiter nach Axberg. Hier ist die Heimat des
Reisetbauern, dem Brenner des Jahres 2012. Über die dortige Mostkost habe ich mich an anderer Stelle schon verbreitert. Inzwischen führt jedes Restaurant, das auf sich hält (sei es am Pogusch, der Gelbmann in Ottakring, der Schrot in Alkoven....) Produkte des Reisetbauern, und ich frage mich, ob dem Reisetbauern-Schnaps einmal das gleiche Schicksal ereilt wie jenes der Obstsorte Kiwi: nämlich das Schicksal des sozialen Abstiegs.
Das Plus des Ortes Axberg sind sicher die sprechenden Straßennamen: Apfelweg, Landlbirnweg, Kirschenstraße. Das Minus: eine den Ort dominierende 'Villa', deren Erbauer keine Geschmacklosigkeit ausgelassen und hinter verklinkerten Mauern sich unter anderem ein Badehäuschen mit dem Charme einer Bushaltestelle mit Giebel errichtet hat. Jedenfalls geht es weiter, über die besagte Kirschenstraße auf den Aichberg. Ich muss an Tschechow denken. In Aichberg residiert eine andere lokale Größe, das Wirtshaus Schober, das für mich naturgemäß geschlossen hat. Jedoch hätte ich hier gegen einen Tee nichts einzuwenden, der Winter zeigt hier, was einen Winter ausmacht.
Scharten links liegen gelassen
 |
Verunmöglichte Landschaftsphotographie |
Ab hier erhoffe ich mir nach jeder Wegbiegung einen Blick auf das Eferdinger Becken, aber so viel sei gleich verraten: Dieser Blick wird mir nicht vergönnt werden am heutigen Tage. ich fluche ein wenig, die abschüssigen Wegpassagen sind heute keine Freude. Kranzing, Forst, der Schneefall läßt nach. der Marienwallfahrtsort Scharten wird links liegen gelassen. In Forst residiert die
Spitzwirtin, und ich erbitte mir bei ihr einen Kaffee, obwohl sie noch geschlossen hält. Nach kurzem Aufwärmen erklimme ich den Spitzberg, es geht weiter, an Puchham, dem Eferdinger Beckenblick und dem Firlinger Hof vorbei und am Landgasthof Reif in Richtung Staudach. Hier verlasse ich die das Eferdinger Becken einsäumenden Hügel und befinde mich in der Ebene. Hier, gleich neben der B 129, der Eferdinger Bundesstraße, die Linz mit Passau verbindet, gräbt der lokale Schotterbaron Löcher. In Raffelding über die besagte Bundesstraße, Fischer Mühle, Inn, Oberschaden, ich bin dem Ziel sehr nah. Schließlich Eferding. Ich klettere über den Gartenzaun und freue mich.
 |
Ich möchte es nochmals machen |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen