Montag, 12. November 2012

Die elfte Etappe: Von Enns nach Thurnharting

Eferding, erstmals urkundlich erwähnt

Enns (281 m) - Sumerauer Hof (258 m) - St. Florian (310 m) - Forstholz - Ansfelden (290 m) - Haid (277 m) - Traun (275 m) - Pasching (295 m) - Thurnharting (337 m)

10. 11. 2012. 33 km, 240 Höhenmeter

Ich reise nach Enns am Vortag an,um das Morgenlicht entsprechend nutzen zu können. Die Nächtigung erfolgt in der Pension Wall. Die Familie Wall betreibt neben der Pension auch ein Sanitärfachgeschäft, ein Umstand, der folgerichtig eine positiven Ausschlag auf die Qualität der Ausstattung des Badezimmers in meiner Unterkunft hat. (Man beachte die Anzahl der Substantive und der Genetive in diesem Satz!)
Ich bitte die sympatische Zimmerwirtin um eine Restaurantempfehlung, und es wird unter anderem die "Stadt Linz" genannt, die ein Grieche sei. Ich ziehe eine Runde über den Ennser Hauptplatz (bei weitem kleiner als der Eferdinger!), bewundere den gutsortierten Handwerksladen und studiere die Speisekarte der "Stadt Linz". Pizza, Spaghetti, Tiramisu. Ich bin verwundert und setzte meine Besichtigungstour fort, auf der ich meine Zimmerwirtin, ihrerseits über den Hauptplatz schlendernd, wieder traf.

Z: "Aber die Stadt Linz, das ist ein Italiener."
W: " Das ist ein Grieche."
Z: "Aber da gibt's Pizza!"
W: "Es ist trotzdem ein Grieche."

Sie hatte am Ende recht, die Wirtin, es gab auch Gyros. Die Kellnerin war im übrigen aus Bratislava.



Rübenanlieferung, Zuckerfabrik Enns
Danach ergebe ich mich der Ennser Hochkultur. Eine Vertonung der Nibelungensage. Wer jetzt an Richard Wagner denkt, weit gefehlt. Wiff Enzenhofer hat komponiert, und Herbert Walzl hat die Textvorlage geliefert. Die Aufführung findet in einem engen Kellergewölbe des Schlosses Ennsegg statt und ist beinahe ausverkauft. Wenn man mich fragte, wie mir die Aufführung gefallen hat, würde ich mit meinen Assoziationen an diesem Abend antworten. Ich fand mich zurückversetzt in die Rhythmusmessen meiner Volksschulzeit, an den Kirchenchor Pupping erinnert, und ich hoffte, dass dies alles eine Volte des deutschen Regietheaters sei. Kriemhild und Brünhild waren beide blond.
Am Morgen - es ist noch finster - breche ich auf. Zu Beginn bin ich noch etwas orientierungslos, aber das ändert sich schnell, und ich verlasse Enns Richtung Asten. Ich wusste schon lange, dass diese Etappe nicht von landschaftlicher Schönheit gezeichnet sein würde, und die ersten Kilometer sind ein Beweis meiner Vorahnung. Noch dazu sind meine Hosenträger material-müde, und zur großen Begeisterung der vorbeifahrenden KraftfahrerInnen habe ich hier an der Landstraße diesen Schaden zu beheben.
Ich würde heute mehrmals die A1 überschreiten. Aber eine besondere Freude ist es mir, dass ich das erstmalig in unmittelbarer Nähe der Eckmayr-Mühle und somit des Hartlauer-Turmes tue. Der Löwe brüllt dort zumindest seit 1982. Es geht weiter in Richtung St. Florian.
Vorher gehe ich aber noch am Sumerauerhof vorbei. Der Sumerauerhof ist ein riesiger Vierkanter, der bis in die Siebziger bewirtschaftet war und mittlerweile eine Außenstelle des OÖ Landesmuseums ist. Heuer stand hier eben der "Vierkanter" im Zentrum des Interesses. Bei meinem Vorbeimarsch war die Ausstellung schon geschlossen.
Das Modell der Pummering
Achtung! Wanderer.
Leute, die es wissen müssen - ich hoffe, ich gebe die Geschichte jetzt richtig wieder - behaupten, dass in St. Florian die größten Bauern bzw. Bäuerinnen ('groß' im Sinne von 'Joch') zu Hause sind. Demzufolge seien die JungbäuerInnen aus St. Florian am Hochzeitsmarkt auch entsprechend beliebt. Einmal im Jahr, zur Mostkost beim Schober in Aichberg (siehe nächste Etappe) - oder war es die Mostkost beim Reisetbauern, hier verschwimmt die Erinnerung - gebe es dann eine  Beschau für entsprechend Interessierte. Zum gruseln, wenns wahr ist.
 St. Florian ist aus mehreren Gründen bekannt: Das Chorherrenstift, Anton Bruckner respektive die Brucknerorgel (7.389 Pfeifen!), die ehemalige Glockengießerei, quasi die Mutter der neuen Pummerin (das Modell existiert, wird aber eher verschämt präsentiert). Eferding sendet hier in Florian schon seine ersten Vorboten aus - im Kaffeehaus liegt das "Eferdinger Stadtgeflüster" auf.
Ich lasse Anton Bruckner links liegen und marschiere weiter. Eigentlich lasse ich Bruckner rechts liegen, aber das ist was für I-Tüpferl-ReiterInnen.

Ein Waldstück! Ich gehe durch Forstholz, und in der Ferne höre ich WaidmännerInnen ihrem geschäft nachgehen. Hier folge ich dem Anton-Bruckner-Symphonien-Weg (mit Schautafeln). Ein weiteres Schild warnt vor Existenzen wie mir (s.o.).

Ansfelden
Ansfelden ereiche ich über die Himmelreichstraße. Der Ort ist nach Selbstzuschreibung ein Zentrum der Hip Hop Kultur. So wird etwa am 17. des Monats im Anton Bruckner Centrum (kurz ABC) gebattelt. Ansfelden liegt, wenn man so will, im Städtedreieck Linz - Wels - Steyr und liegt an den Autobahnen A1, A7 und A 25. Und, sind wir uns ehrlich, auch der/die gelernte OberösterreicherIn würde Ansfleden nicht kennen, wenn hier nicht eine Autobahnraststätte und ein großer Sender angesiedelt wäre. Ich habe ja als Kind einmal bei der KRONE - Ferienaktion teilgenommen und eine Besichtigung der Sendeanlage Ansfelden gewonnen. Interessanterweise nahmen  an der Besichtigung nur Knaben teil.  Ich erinnere mich an vier große Schüsseln, und bei einer sagte der Führer geheimnisvoll: "Ich darf euch nicht sagen, wozu diese Schüssel dient." Na, frage nicht - das Knabenherz war beseelt. Der örtliche Wirt diversifiziert und bietet österreichische, italienische und indische Spezialitäten. (Eine Kombination, die sich auch in Ottakring findet. Ich bin noch nicht dahinter gekommen, was hier die Klammer bildet.)
Letztendlich ist heute zu Ansfelden nicht mehr zu sagen, als das, was man sich von Ansfelden im Vorbeifahren vorstellt, plus eines Hotelleitsystems.
Jetzt beginnt der wirklich herausfordernde Teil der Wanderung. Ich zweifle, ob ich nach meiner Planung nicht irgendwo auf einer Autobahn ende und die Tatsache, dass die Umfahrung Haid-Ansfelden auch einen Gehsteig hat, macht mich glücklich. Allerdings verstehe ich AutofahrerInnen, die mich bei meinem Tun etwas verständnislos beobachten, nur zu gut.
Ich komme nach Haid. Haid ist auch nicht besonders schön. Ich quere die Traunauen und lande in der namensgebenen Stadt.

Schönheit der Landstraße (bei Traun)

Traun, Ketchup- und Senffarbene Plattenbauten säumen meinen Weg. Zu den größten Töchtern/ Söhnen Trauns gehören Theresia Kiesl, Landeshauptmann Josef Pühringer und Seidl Harald, Ing. Letzterer ist amtierender Bürgermeister. (Die Unkultur, bei der Vorstellung einer Person den Vornamen nach dem Nachnamen zu nennen findet sich hier nicht nur in den email-Adressen des Stadtamtes, sondern auch am Friedhof.) Und überhaupt, Namensgebungen. Ich kann mich des Eindrucks nicht verwehren, dass oberösterreichische LokalpolitikerInnen mit der Vergabe von Straßennamen überfordert sind. "Sonnenweg", "Neubauzeile" oder "Brucknergasse" zeugen von einer endend wollender Phantasie. Aber halten wir dagegen. Während "Hopfenweg" nur gelinde besser als "Stelzhammerstraße ist", braucht es für "Laternenring" schon eine ordentliche Portion Phantasie. Und, was ich dem / der oberösterreichischen PolitikerIn ins Stammbuch schreiben möchte: bevor ihr das nächste mal ein Straßerl "Urnenhainenweg" benennt, macht bitte eine AnrainerInnenbefragung.


Überschreitung der Krems

Ich quere in weiterer Folge den Flughafen Linz Hörsching (LNZ) leicht östlich und warte vergeblich auf startende oder landende Verkehrsmaschinen. Die Bürgerinitiativen in die Linzer Einflugsschneisen haben eher einen Erklärungsnotstand.


Pasching würde man ohne Fußball nicht kennen. Nicht ohne Fußball und dem dazugehörigen Paschinger Waldstadion.Ist man erstmalig in Pasching, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Tatsache, dass 'Pasching' einstmals in der ersten österreichischen 1. Division spielte, ein Irrtum der Geschichte war. Es folgt ein kleiner aber feiner Anstieg in Richtung Turnharting, das im Linzer Speckgürtel liegt. Das Reihenhaus hier hat quasi Wiener Preise. 100 m2 Wohnfläche um wohlfeile 350.000 € sind keine Okkasion. Ich überlege kurz, noch den Weg Richtung Eferding einzuschlagen. Aber es sind noch 17 km und es ist halb drei. Ich freue mich dann doch zu sehr auf eine Jause irgendwo entlang der LILO.


Hier nächtigte ich nicht.
Die ArchitektInnen der LILO haben keinen Sinn für Romantik.

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