Nußdorf - Sirbu - Kahlenberg - Sender Kahlenberg - Hermmanskogel - Dreimarkstein - Hameau - Sofienalpe/Sender - Exlberg - Schwarzenberg-Allee . Neuwaldegg - Dornbach
21 km, 741 m Aufstieg, 669 m Anstieg. [es war anders geplant]
Das Wetter strahlt, und vor acht verlasse ich das Haus. Nach einer kurzen Visite bei meinem Bäcker Blutaumüller besteige ich, bequemer Maxi der ich bin, ein car2go und brause gen Nußdorf. Langsam geht es einen altbewährten Weg hinauf, nicht entlang des Stadtwanderweges, ich wähle stattdessen den Eichlhofweg. Vorbei an riesigen Villen, grün im Gesicht, geht es durch Weinberge bergauf. Langer Rede kurzer Sinn, vorbei an ehemaligen Schänken und geschlossenen heurigen, an Kleinstfriedhöfen und Kleinstuniversitäten komme ich zum Kahlenberg - und schnaufe. Das namensgleiche Hotel dürfte schon bessere Zeiten gesehen haben, das Café hat nur mehr Mittwoch bis Sonntag geöffnet, und das auch erst ab 11 Uhr. Gegenüber gibt es einen Souvenirshop und ein angeschlossenes "cafe to go", in dem man die überteuerten Mehlspeisen auf schmucklosen Papptellern serviert; der Kaffee kommt sinnigerweise von der Marke "Sobieski". Die Kirche, die ja ein interessantes Glockenspiel hat (meiner Erinnerung nach sind auch Hadern der volkstümlichen Musik im Repertoir) ist verstummt, die Uhr auf 12.00 stehengeblieben, kein Wunder, es ist der dritte Tag der Sedisvakanz.
Duzgrenze am Kahlenberg
Es geht weiter zum Sender, dann, an weniger Villen vorbei in den Wald entlang der Höhenstraße. Überall Spuren von ambitionierten Langläufer- und SkifahrerInnen. Der Winter hat Wälder und Wege fest im Griff, und trotz Sonne kommen keine Frühlingsgefühle auf.
Es ist ein Sonntag, und der Wiener, die Wienerin frönt dem Sonntagsspaziergange. Während man am Bisamberg den Wanderer noch grüßte, tut man es hier, ganz Weltstadt, nicht mehr, und ein älterer Herr mit Klobrillenbart, dem ich am Dreimarkstein begegne, murmelt zu seiner Frau, dass es ja noch schöner wäre, unbekannten Leute, mitten in der Stadt, auf den Gruß zu danken. In dem Zusammenhang definiere ich nun ein Projekt für meine nächste längere Wanderung: Wo in Österreich verläuft die Duzgrenze, wo beginnen die Leute unbekannte aus Prinzip zu duzen und wo siezen sie noch? Meine These: Ab 150 EinwohnerInnen/ km² siezt man, darunter wird munter geduzt. Das und eine positive PendlerInnenquote; aber später einmal mehr dazu.
Winterwandern auf der Hameau
Die Glasfaser könnte des Exelbergs Tod sein
Ich glaube mich erinnern zu können, dass ich vor Jahr und Tag einmal vom Sender direkt zur Alpe gelangt sei und gehe also nicht entlang des Wanderweges, sondern steige die Schotterstraße rauf zur Richtfunkanlage Exelberg. Die Anlage verbindet mit dem Jauerling im Westen und dem Arsenal in Wien und leidet ein bisserl auslastungsmäßig unter dem Glasfaserkabel. Aber ich schweife ab, und auch das Abschweifen vom Weg war nicht die beste Idee, obgleich der abstieg nun, über einen engen Trampelpfad im Schnee und durch hohen Buchenwald landschaftlich durchaus wertvoll ist. Noch hoffe ich auf eine Abzweigung, die mich in Richtung der Rieglerhütte und dann weiter zum Schottenhof bringt, aber auch die versäume ich. Recht beschweren tu' ich mich nicht, ich setze mich zwischendurch auf einen Baumstumpf und lese den Sonntagskurier.Aber weiter, ich sehe eine Kleingartensiedlung (Loislalm) und in der Ferne die Exelbergstraße. Die Siedlung finde ich spannend, der Zugang zu den Hütten und Häusern ist nichts mehr als ein enger, unbefestigter steiler Steig, der mich schon rätseln lässt, wie man hier baut, geschweige denn, was passiert, wenn man einmal die Milch vergessen hat. Heraus komme ich an der besagten Straße, und zwar am dortigen Schießstand, ich gehe weiter und quere eine große, nasse Wiese. Hier haben Wildschweine fröhliche Urständ' gefeiert und man fragt sich, wo der aufrechte, die aufrechte Wiener JägerIn geblieben ist. In der ferne lacht die Jubiläumswarte herüber.