Sonntag, 26. August 2012

Die dritte Etappe - von der Traisen zur Pielach


Die dritte Etappe: Wilhelmsburg – Rabenstein/ Pielach

Wilhelmsburg (321m) – Dreihöf – Meiselhöhe – Kaiserkogelhütte (716m)  – Deutschbachmühle – Rabenstein/ Pielach (344m)
23. 8. 2012. 21 km, 492 m Aufstieg, 461 m Abstieg

Eigentlich wäre die nächste Etappe Laaben - Wien. Aber es ist schon spät am Morgen und die Etappe ist weit, so beschließe ich eine Etappe aufzuschieben und die eigentlich vierte anzugehen.
Von Wien mit der Westbahn nach St. Pölten, von da weiter mit der Diesellock hinein ins Traisental, bis nach Wilhelmsburg. Die Traisen scheidet den Wienerwald von den Türnitzer Alpen. 
 Die Bobos vom ‚Falter‘ würden Wilhelmsburg  wohl Wilhelmsburg der „industrielle Nostalgiezone“   zuordnen. Ich durchquere die Stadt, muss aber das hiesige Geschirrmuseum links liegen lassen, es öffnet erst am Nachmittag. Zuvor ziehe ich noch am Standbild des Josef Franz Georg Scheu vorbei, dem Vertoner des Liedes der Arbeit.

Wilhelmsburg
In Wilhelmsburg wird die Mittagspause noch hochgehalten, und ich bin froh, dass die Tankstelle / Werkstatt zugleich Nahversorgungsaufgaben übernimmt. Die dort anwesende  Mittagsruhe suchende Runde befragt mich nach meinem Etappenziel und ist verwundert, dass ich nicht nach Mariazell will, ich sehe so sinnsuchend aus.
Den Ort verlassend geht es bergann, das erste Wegschild weist mich nach ‚Kuba‘ (siehe Photo) und ich meine, dass ist eine würdige erste Station für einen sinnsuchenden Wanderer. Kuba scheint aber mehr ein Bauernhof und Forstbetrieb mit angeschlossener Werkstatt zu sein, zu der man sein Auto stellt, wenn man kein Freund horrender Reparaturkosten ist oder, nach den hier aufgebockten alten Renaults zu schließen, eine Vorliebe für französische Autos der frühen 80iger hat.

Schröcksnadel in Kuba

Modäne Aufstiegshilfen
Hinter Kuba weiter steil bergauf, an meiner ersten Kuh des Tages vorbei, ein letzter Blick auf Wilhelmsburg, über eine Wiese hinein in den Nadelwald.   Auf der Anhöhe angekommen geht es weiter über einen langen geraden Feldweg, vorbei an einigen für mich namenlosen Einschichthöfen.  Links vom Feldweg geht  eine Wiese steil bergab, die auch als Trainingsgelände für Skifahrer (wohl Grasskifahrer) genutzt wird und das über eine eigentümliche Konstruktion zur Aufstiegshilfe verfügt. Ich denke nicht, dass sich Peter Schröcksnadel hier finanziell engagieren wird.


Einschichthöfe

Bei Dreihöf wendet sich der weg gegen Süden, über einen Asphaltweg weiter, wiederum vorbei an drei kleinen Höfen. Hier werde ich von zwei Hunden freudig begrüßt, ich fühle mich dennoch nicht zum Verweilen eingeladen.  Jedem dieser Höfe, auch jenen die ich vorher und nachher quere, würde ich anstandslos den Bergbauernstatus zuerkennen. Schließlich bin ich in den Türnitzer Alpen, und die werden durch ihre steilen Talfkanken charakterisiert, die wenig Platz für Siedlungen lassen. Man hält hier Kühe und bewirtschaftet die Futter liefernden Wiesen, und das ändert sich nicht bis zum Ende der heutigen Etappe.

Kaiserkogel und Kornelkirschen

Nach der Meiselhöhe deckt sich mein Weg für längere Zeit mit dem Pielachtaler Rundwanderweg und es geht über eine Kuhwiese hinauf Richtung Kaiserkogelhütte. Die Kühe scheinen schnaufende  Wanderer gewöhnt zu sein und lassen mich links liegen, oben angekommen hoffe ich sehr, dass die folgende Hütte auch bewirtschaftet ist.  Ja, ich habe Glück und müde mache ich hier meine erste (und letzte) längere Rast des Tages. Der Wettergott hat es gut gemeint an diesem Tag, keine Wolken, Sonnenschein, und es ist heiß (sehr heiß). Im übrigen begegne ich auf der Kaiserkogelhütte  den ersten (und letzten) anderen Wanderern des Tages. Von der Hütte geht es bergab ins Dirndltal,  das Tal der Kornelkrische, das Pielachtal.   

Kühe? Kühe.

„Geh Oide schau mi net so deppert au“ ist einer der größten Hits der 3 lustigen Moosacher. (Es könnte allerdings auch ein Hit von Ernst Neger gewesen sein, ich bin mir da unsicher). Beim Abstieg vom Kaiserkogel kam mir dieser Text mehrmals in den Sinn.  Man muß sich das folgendermaßen vorstellen: Vom Kogel geht es bergab in Richtung Rabenstein,  über schöne Wiesen und grüne Matten. Beschwingt schreitet man voran, hin und wieder unterbrochen vom Öffnen und Schließen von Kuhgattern. Denn die Wiesen und Matten sind eingezäunt, mal elektrisch, mal mit Holzlatten, mal mit Stacheldraht. Die ersten Kühe quert man noch gelassen, auch aufgrund des hinreichenden Sicherheitsabstandes. Im übrigen handelt es sich fast ausschließlich um Vorderländerkühe: Monokultur, quasi.
Und dann komme ich zum nächsten Gatter, diesmal nicht zu öffnen, sondern am einen Ende über eine „Wanderer-Aufstiegs-Hilfe“  zu übersteigen. Ich zögere aber, denn am anderen Ende des Gatters steht eine Kuh – und schaut mi deppat au. Schließlich gebe ich meinem Herzen einen Stoß, übersteige das Gatter und gehe im Bogen, nicht hastig, jedoch zügig an der Kuh vorbei. Die Erleichterung währt jedoch nur kurz, denn wenig später erblicke ich eine Gruppe von Jungrindern, die am Weg herumlungert. Respektvoll gehe ich weiter und versuche die Euter der Viecherl zu erspähen, weil ich mir unsicher ob es sich hier nicht um eine Gruppe pubertierender Jungstiere handelt. Nicht begeistert bin ich, als eines der Tiere beherzt in meine Richtung losläuft, um mich zu begutachten. Behände überklettere ich den nachfolgenden Zaun und winke zum Abschied den Tieren zu. Wenig später, auf einem Hof  kurz vor Rabenstein, erkenne ich, dass es sich wohl nicht um Stiere gehandelt hatte: die tragen nämlich ein Nasenpiercing.

Um in Rabenstein anzukommen quält man sich noch des längeren über eine Asphaltstraße; der ADEG-Markt im Ort ist auf das höchste willkommen. Rabenstein  liegt an der Mariazeller Bahn, die dankenswerterweise noch nicht stillgelegt wurde und ich bedaure, nicht am Abend Zeit zu haben, da würde nämlich das Franz Kardinal König Symposion beginnen, benannt nach dem größten Sohn des Ortes.

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