Die dritte Etappe: Wilhelmsburg – Rabenstein/ Pielach
Wilhelmsburg (321m) – Dreihöf – Meiselhöhe –
Kaiserkogelhütte (716m) –
Deutschbachmühle – Rabenstein/ Pielach (344m)
23. 8. 2012. 21 km, 492 m Aufstieg, 461 m Abstieg
Eigentlich wäre die nächste Etappe Laaben - Wien. Aber es ist schon spät am Morgen und die Etappe ist weit, so beschließe ich eine Etappe aufzuschieben und die eigentlich vierte anzugehen.
Von Wien mit der Westbahn nach St. Pölten, von da weiter mit der Diesellock hinein ins Traisental, bis nach Wilhelmsburg. Die Traisen scheidet den Wienerwald von den Türnitzer Alpen.
Von Wien mit der Westbahn nach St. Pölten, von da weiter mit der Diesellock hinein ins Traisental, bis nach Wilhelmsburg. Die Traisen scheidet den Wienerwald von den Türnitzer Alpen.
Die Bobos vom ‚Falter‘
würden Wilhelmsburg wohl Wilhelmsburg
der „industrielle Nostalgiezone“ zuordnen. Ich durchquere die Stadt, muss aber das
hiesige Geschirrmuseum links liegen lassen, es öffnet erst am Nachmittag. Zuvor
ziehe ich noch am Standbild des Josef Franz Georg Scheu vorbei, dem Vertoner
des Liedes der Arbeit.
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Wilhelmsburg |
Den Ort verlassend geht es bergann, das erste Wegschild
weist mich nach ‚Kuba‘ (siehe Photo) und ich meine, dass ist eine würdige erste
Station für einen sinnsuchenden Wanderer. Kuba scheint aber mehr ein Bauernhof und
Forstbetrieb mit angeschlossener Werkstatt zu sein, zu der man sein Auto
stellt, wenn man kein Freund horrender Reparaturkosten ist oder, nach den hier
aufgebockten alten Renaults zu schließen, eine Vorliebe für französische Autos
der frühen 80iger hat.
Schröcksnadel in Kuba
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Modäne Aufstiegshilfen |
Einschichthöfe
Bei Dreihöf wendet sich der weg gegen Süden, über einen Asphaltweg
weiter, wiederum vorbei an drei kleinen Höfen. Hier werde ich von zwei Hunden
freudig begrüßt, ich fühle mich dennoch nicht zum Verweilen eingeladen. Jedem dieser Höfe, auch jenen die ich vorher
und nachher quere, würde ich anstandslos den Bergbauernstatus zuerkennen. Schließlich bin ich in den Türnitzer Alpen, und die werden durch ihre steilen Talfkanken charakterisiert, die wenig Platz für Siedlungen lassen. Man hält
hier Kühe und bewirtschaftet die Futter liefernden Wiesen, und das ändert sich
nicht bis zum Ende der heutigen Etappe.
Kaiserkogel und Kornelkirschen

Kühe? Kühe.
„Geh Oide schau mi net so deppert au“ ist einer der größten
Hits der 3 lustigen Moosacher. (Es könnte allerdings auch ein Hit von Ernst
Neger gewesen sein, ich bin mir da unsicher). Beim Abstieg vom Kaiserkogel kam
mir dieser Text mehrmals in den Sinn. Man
muß sich das folgendermaßen vorstellen: Vom Kogel geht es bergab in Richtung
Rabenstein, über schöne Wiesen und grüne
Matten. Beschwingt schreitet man voran, hin und wieder unterbrochen vom Öffnen
und Schließen von Kuhgattern. Denn die Wiesen und Matten sind eingezäunt, mal
elektrisch, mal mit Holzlatten, mal mit Stacheldraht. Die ersten Kühe quert man
noch gelassen, auch aufgrund des hinreichenden Sicherheitsabstandes. Im übrigen
handelt es sich fast ausschließlich um Vorderländerkühe: Monokultur, quasi.
Und dann komme ich zum nächsten Gatter, diesmal nicht zu öffnen,
sondern am einen Ende über eine „Wanderer-Aufstiegs-Hilfe“ zu übersteigen. Ich zögere aber, denn am
anderen Ende des Gatters steht eine Kuh – und schaut mi deppat au. Schließlich
gebe ich meinem Herzen einen Stoß, übersteige das Gatter und gehe im Bogen,
nicht hastig, jedoch zügig an der Kuh vorbei. Die Erleichterung währt jedoch
nur kurz, denn wenig später erblicke ich eine Gruppe von Jungrindern, die am Weg
herumlungert. Respektvoll gehe ich weiter und versuche die Euter der Viecherl
zu erspähen, weil ich mir unsicher ob es sich hier nicht um eine Gruppe
pubertierender Jungstiere handelt. Nicht begeistert bin ich, als eines der
Tiere beherzt in meine Richtung losläuft, um mich zu begutachten. Behände
überklettere ich den nachfolgenden Zaun und winke zum Abschied den Tieren zu.
Wenig später, auf einem Hof kurz vor Rabenstein, erkenne ich, dass es sich wohl nicht um
Stiere gehandelt hatte: die tragen nämlich ein Nasenpiercing.
Um in Rabenstein anzukommen quält man sich noch des längeren
über eine Asphaltstraße; der ADEG-Markt im Ort ist auf das höchste willkommen.
Rabenstein liegt an der Mariazeller
Bahn, die dankenswerterweise noch nicht stillgelegt wurde und ich bedaure,
nicht am Abend Zeit zu haben, da würde nämlich das Franz Kardinal König Symposion
beginnen, benannt nach dem größten Sohn des Ortes.
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