Sonntag, 7. Oktober 2012

Die achte Etappe: Von St. Leonhard nach Böhlerwerk

St. Leonhard am Wald (726 m) - Benetzöd - Sonntagsberg (721 m) - Böhlerwerk (365 m)
2. Oktober 2012. 357 m Aufstieg, 729 m Abstieg. 15 km

Von St. Leonhard gehe ich entlang der Nebenroute 204A vorbei an dem Gut Benezöd Richtung Nordwesten. Ziel ist der Sonntagberg. Von dort steige ich nach Böhlerwerk ab.

An diesem Tag bin ich vom Morgen an etwas ermattet, und ich bin nicht böse, dass die heutige Etappe eine kürzere ist. Auch ist das Wetter eine schlechtere Fortsetzung von jenem am Tag zuvor: Es nieselt, und ich muss meinen mich so kleidenden Regenhut aufsetzen. Der Weg, an und für sich aussichtsreich, glänzt heute nur mit wenig Möglichkeit zur Fernsicht.
Das erste (und letzte) Haus, das ich in St. Leonhard passiere, ist der Pfarrhof. Ein Schild weist auf die "spätbarock anmutige Fassadenzier - um 1740" hin.

Trübe Aussichten

Ich bedaure, dass die Möglichkeiten zur Fernsicht wie oben beschrieben so eingeschränkt ist heute, schließlich befände ich mich auf der Mostviertler Höhenstraße ('Einzigartiger Blick ins Land!'). Ich versuche dennoch, den einen oder anderen Blick per Photo einzufangen (s.u.). nur mit Mühe erkennt man in Richtung Donau die stolzen Türme der Lagerhäuser, die die Landschaft so akzentuieren. Der Blick Richtung Süden, der angeblich an guten Tagen bis ins Sensengebirge reicht, ist nebelverhangen. Im übrigen hat ein wohlmeinender Hofrat der niederösterreichischen Landesregierung entlang der Höhenstraße eine Hochspannungsleitung führen lassen, was das Besondere der Landschaft noch betont.

Trübes, allzu Trübes.
Zwei allgemeine Dinge fallen auf: Auch hier haben Künstler versucht, mit der einen oder anderen Installation die Wertigkeit des Weges weiterzuführen. Am Panoramaweg ist es einerseits ein "Luft- Klang- und Duftgarten" (Höhe Wagenöd), andererseits eine "Rund Um Schau" von Alois Lindenbauer: Scheiben aus "bodennahen, raumgreifenden Elementen," die sich zum Teil bewegen lassen. "Zeichen zwischen Alpen und Donau, bei denen sich Ruhe und Dynamik ganz nahe kommen". Andererseits hat man es hier mit dem Branding ordentlich übertrieben: "Panoramaweg", "Mostviertler Höhenweg", "Bellvue Strecke", "Basilika Strecke", "Lions Weg" und seit neuestem "Mystisches Wandern"; und das alles auf etwa 12 Kilometer. Den Vogel schießt allerdings der "Osterhasenweg" ab, der unterhalb der Basilika beginnt.
Branding, übertrieben
Was mir darüber hinaus gefällt ist ein nachhaltiger Kuhzaun, knapp nach Benezöd. Da hat ein findiger Bauer etwa 100 - 200 alte Skistöcke abgeschnitten und als "Gerüst" für den elektrischen Zaun genutzt. Ich werde fast wehmütig, wenn ich all die vergessenen Logos so sehe.
Auch sehe ich erstmalig Bäuerinnen und Bauern beim sammeln von Obstmost. Ich hatte schon erwähnt, dass ich in das allgemeine Klagen über das Verschwinden von Obstmostbäumen nicht einstimme, dazu habe ich auf dem Weg bisher zu viele davon gesehen. Allerdings habe ich noch kaum jemanden beobachtet, der sich mit dem Pflücken / Klauben von Obstmost beschäftigt. Die Heimatdichtung hat sich im übrigen mit dem Einsammeln von Mostäpfeln und -birnen ebenso auseinandergesetzt. Herbert Pauli, Literat aus Sankt Peter/ Au schreibt:
 
  "Maschinen auf den Feldern
  Maschinen auf dem Hof
  Maschinen im Haus
  Mostobst noch immer Hand geklaubt" 

Pauli hat hier nicht nur recht. In Benezöd verwendet man zum Einsammeln des Mostobstes runde Metallkörbe, auf Gardena-ähnlichen Stangen befestigt. Man rollt die Körbe über die Wiese, und wie von Zauberhand sammelt man so Birnen und Äpfel ein, die dann in die Presse wandern. Nach diesem Gedicht halte ich im übrigen Pauli für überschätzt.  

Es gab schon bessere Zeiten am Sonntagberg

Sonntagberg
Der Sonntagberg hat schon bessere Zeiten gesehen. Die Basilika (eine 'basilica minor') wird zur Zeit vom Bundesdenkmalamt renoviert und ist naturgemäß geschlossen. Auf der Positivseite ist sicherlich der Friedhof zu nennen, einer der höchstgelegenen Bergfriedhöfe Niederösterreichs. Es gibt am Sonntagberg noch zwei Devotionalienhändler, die Kerzen, Sinnsprüche auf Holz, Schneekugeln, Besinnliches und weniger Besinnliches (etwa Flaschenöffner), Engel aus Porzellan oder aus Holz geschnitzt,  Gläser jeder Größe bemalt mit der Basilika und ähnliches feil bieten. Was mir fehlt sind Zuckerstangen. Ein ordentlicher Devotionalienhändler hat meiner Erinnerung nach (ich war doch des öfteren als Kind in Maria Taferl) zumindest Brausestangen. Für brave Knaben gibt es dann noch Traktoren, daneben noch anderes Spielzeug.

Damit der Postbote nicht mehr klingeln braucht
Beim Abstieg vom Sonntagberg über den Wanglsteig wünsche ich mir, unten auf einen 10-Schilling-Shop zu treffen, um dort Crocks-Imitate um 5 € zu erstehen. Mein Wunsch bleibt ungehöhrt.

Im Zug mache ich mir dann Gedanken wie es weitergehen soll. Während die anderen im Abteil spürbar von mir abrücken (es wird dann doch Zeit, sich zu kultivieren) überschlage ich die Optionen: (i) so wie ursprünglich geplant, zur Donau durchschlagen und entlang des Donausteiges nach Eferding? (ii) Weiter entlang des Weitwanderweges 4, bis zur Steyr und dann entlang Steyr und Enns zur Donau? (iii) Oder querfeldein, über Seitenstetten und Haag nach St. Florian und dann weiter, via dem Welser Becken und dem Frahamer Berg zum Zielpunkt? Momentan tendiere ich zur dritten Variante.

Schließlich bin ich dann doch noch dahinter gekommen, worin mein Garmin - Problem begründet liegt. Es ist so trivial, dass ich es nie einem Menschen verraten werde.

Fette Erde des Mostviertels

Am Ziel

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