[Mank (295m) Kirnberg/Mank (341m)] – Texing (364m) – St.
Gotthard (462m) – Höllenstein (480 m) – Plankenstein (674m) – Hebenstreit (469m)
– St. Georgen an der Leys (377m) – Steinhaus (399m) – Scheibbs (339m) –
Neustift bei Scheibbs
29./ 30. September 2012; 34 km (mit Umwege, ohne
Autofahrten), 39 km inkl. Autofahrten. 1014 m Aufstieg, 1130 m Abstieg.
An jenem Tag, an dem Erwin Pröll den öffentlichen Nahverkehr
über Niederösterreich verteilte, vergaß er auf Texing. Am Wochenende
gibt es keinen Bus, der dorthin führt, und auch an Werktagen ist man sehr auf SchülerInnen
fixiert. Ich verlasse samstags S’s Geburtstagsfeier
am Donaukanal früher, um rechtzeitig in St. Pölten einzutreffen. Von dort führt abends ein Bus nach Mank. Mank liegt etwa 10 km südlich von Texing,
und der Weg Texing- Mank wird am Sonntag eine Fleißaufgabe für mich sein. P und M unken
noch, dass ich wohl der einzige Fahrgast sein werde, aber weit gefehlt! Mit mir
fahren fünf Personen nach Mank, vier davon haben einen Schülerausweis, einer
eine Herrenhandtasche.
Das Zimmer über dem Schlachthof
Eingang, Pension Schönbichler |
Mank hat einen Engelbert Dollfuß-Platz und der weltgrößte
Erzeuger von Aloe Vera hat sich dort angesiedelt. Die Mühen der Anreise nach Mank werden aber
vom Charme meiner Unterkunft mehr als wettgemacht. Ich nächtige über dem
Schlachthof Schönbichler. (Nur um es von Anfang an klar zu stellen, das Zimmer
war wunderbar, da gibt es keine Kritik!) Der Eingang ist eine jene silbernen
Türen, von denen man meint, dass dahinter ausschließlich Schweinehälften verschwinden.
Einmal aufgesperrt, durchschreitet man die Kühlflächen, und der süßliche Geruch
von Blut und frischem Fleisch steigt in die Nase. Im Zimmer bildet man sich
ein, dass dieser Geruch umweht Bett und Dusche immer noch, aber das wird wohl
bloße Einbildung sein. Im übrigen hat der Schlachthof Schönbichler eine der
schönsten und gepflegtesten Fleischbänke die ich kenne. Ein böser Gedanke durchzuckt mich – sollte
man je seine vegetarisch angehauchte Freundin durch die Blume mitteilen wollen,
dass die Beziehung nicht so läuft wie sie sollte – ein Urlaub im Gasthof
Schönbichler wäre eine geschmackvolle Art, dies ihr näherzubringen.
Der Beginn des Unglücks
Zaun, schon länger da. |
Am nächsten Tag verlasse ich Mank in Richtung Texing. Die
erste Stunde gehe ich entlang der Landstraße, und in Richtung Texing fahren in
dieser Zeit gerade einmal zwei Automobile. Auf halben Weg, in Kirnberg
(Baugrund 24 € der Quadratmeter) weist mich die ansässige Wirtin darauf hin,
dass es töricht wäre entlang der Straße zu gehen, wenn doch pararell dazu der
Römerweg verläuft. Ich verlasse also die Landstraße und komme über Feld- und
kleinere Gehwege nach Texing. Hier, nach 11 km, gibt es mit einer Frankfurter angereicherten Gulaschsuppe. Die Wirtin kann sich meiner erinnern („Ah, sans
schon wieder in Texing!?) und ich gehe weiter über die Kirchenhad‘ (Kirchenhaid‘?)
hinauf nach St. Gotthard. Und hier beginnt mein Unglück. Ich denke mir – es wäre
doch g'scheid über den Schneckensteig rauf in Richtung Grüntalkogel Hütte (886m) zu gehen. Nach einem Viertel des Weges entscheide ich mich, sagen wir, auf
Grund der Bodenverhältnisse, umzukehren und am Fuße des Berges, anstatt quasi
am Grad, in Richtung Plankenstein zu gehen.
Route 1
St. Gotthard |
Der von mir gewählte Weg ist als „Route 1“ benannt. Wer
bennent so etwas so sinnentlehrt? Kann da nicht „Plankenstein, flacher Weg“
stehen? Jedenfalls biege ich gefühlte sechsmal in Richtung Berg ab um später
festzustellen, dass der Weg eigentlich gegen Westen weitergegangen wäre. Route
1 selbst ist nett. Unter anderem quere ich einen offenbar verwaisten Hof, der
aber vom Bauer großflächig mit NÖ Regional beschallt wird. Es verwirrt, Stimmen
zu hören, und keine Menschen sind da.
Forellen versus Burg
Burg Plankenstein |
Jedenfalls verstreicht die Zeit, und die Kilometer purzeln. In
der Ferne höre ich einen Esel schreien, ich glaube, er schreit mir. An einer
Weggabelung ist einerseits der Forellenhof angezeigt, andererseits die Burg
Plankenstein („Märchenschloß Burg Plankenstein“). Ich möchte nach Plankenstein,
aber die Weggabelung ist nicht zweifelsfrei beschildert. Und wie sagte schon
mein Latein-Professor Schwarzbauer: „Wenn man zwei Möglichkeiten hat,
entscheidet man sich immer für die falsche.“ Jedenfalls lande ich weit unter
Plankenstein, an der Landstraße. Ich wandere entlang der Landstraße elendslang
hinauf nach Plankenstein. Plankenstein besteht aus einer (kleinen) Burg,
Kirche, 2-3 Häuser und einem Friedhof. Obwohl bei mir ja der Weg das Ziel ist
werfe ich einen Blick in die Burg. Sie besteht offenbar nur aus der Taverne und
ich trolle mich wieder.
256, 277, 652 und wo ist 4?
Ich möchte an dieser Stelle kurz aus dem Buch „Österreichischer
Weitwanderweg 04 (Voralpiner Weitwanderweg)“ des OEAV zitieren. „ Der Weg[…]
führt den Friedhof entlang und die Wiese hinauf in den Wald [OK, Anmerkung des
Autors] auf einen asphaltierten Güterweg“. Ja verdammt, wo ist denn dieser Güterweg?
Ich gehe rechts, ich gehe links. Weg 277 endet auf einem kleinen Platz, auf dem
offensichtlich kurz vorher Holz geschnitten worden war. Rund herum Gstettn. Weg 256
endet markierungslos im Wald. In der anderen Richtung ist zwar Asphalt, es
handelt sich aber um die Landesstraße. Ich irre eine gute viertel Stunde herum
und verliere dabei meine Landkarte. Es ist nach 14 Uhr, und es sind noch mehr
als 13 km nach Scheibbs. Ich verliere ein bisschen die Nerven und gehe in
Richtung Straße zurück, um mich über Landes- und Bundesstraße nach Scheibbs
durchzuschlagen. Ich sollte noch erwähnen, dass ich ohne Garmin (mein Navi)
unterwegs bin, weil ich es für kaputt halte. Darüber später mehr.
Volvoauto
Um nicht denselben öden Weg, den ich soeben aufgestiegen
war, wieder runtergehen zu müssen, beginne ich zu stoppen. Ich mache mir wenig
Hoffnung. Ich bin nicht die örtliche Dirndlkönigin, und ich sehe auch nicht
besonders sauber aus. Aber gleich das erste Auto, ein grüner Volvo (Volvoauto,
würde G sagen) hält und bringt mich hinunter. Ich nehme meine Beine in die Hand
und gehe via St. Georgen an der Leys zur zur Abzweigung in Richtung Scheibbs.
Jetzt sind es schon über 30 km, und ich beginne zu ermatten.
Ein Tag des Asphalts
Ich beginne mir gedanken über ‚Asphalt‘ zu machen, man wird
es nicht glauben. Vor kurzem habe ich gelesen, dass man Hochofenschlacke der
Asphaltmasse zusetzt und das gesundheitsgefährdende Auswirkungen hätte. Schnell
auf die To Do Liste: „Asphalt für Dummies“ lesen. Oder so. Das Volvoauto war ein Glücksfall. Ich beginne
wieder zu stoppen, aber keiner der KraftfahrerInnen will mich mitnehmen, Dafür
sehe ich eine Harley Davidson Ausfahrt, eine Trike Ausfahrt, eine Fiat 500
Ausfahrt. Auch was. An einem länglichen Anstieg blicke ich zurück und ein Smart
kommt auf mich zu. Ich denke schon, dass ich in diesen Fall auf einen
gestreckten Daumen verzichten kann, tue es dann doch nicht und prompt bleibt
der Smart Fahrer (ich danke ihm von Herzen!) stehen. Er bringt mich die letzten
4 km nach Scheibbs, ich hätte es kaum noch geschafft.
Scheibbs
Scheibbs ist eine schmucke Stadt. Hier und da sieht man
Ermüdungserscheinungen. Sowohl der Trommelshop als auch ‚Tom Tailor‘ haben ihre
Geschäfte aufgegeben. Josef Gruber‘s Gasthof und Fleischerei ist mittlerweile
die Trattoria Gli Amici, dafür kommt die Goldblunzn aus dem Hause Lechner („Jeder
Wiffzack kauft im Blunznsemmerl“). Die
Schützengemeinschaft Scheibbs hat im übrigen bei den letzen Weltmeisterschaften
im Vorderladerschießen ordentlich abgeräumt. Meine Unterkunft ist am anderen
Ende der Stadt in Neustift, entlang des Flusses noch einmal zwei Kilometer. Endlich eine Unterkunft mit Klo und Dusche am Gang! Ich wohne im ehemaligen Kinderzimmer des Sohn des Hauses und genieße nicht nur die kühle Frische (eingeheizt wird frühestens Allerseelen), sondern auch ein wunderbares Schnitzl. Dabei lausche ich den Gesprächen am Stammtisch, an dem Urlaubseindrücke ausgetauscht werden ("Fatima ist wie Mariazell, nur größer"). Mein Schlaf ist ein ausgezeichneter.
Unterkunft in Scheibbs, liebevolles Detail |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen